Frühjahrskonzert am 13
Frühjahrskonzert am 13. März 2005 in Plochingen
Arcangelo Corelli: Concerto grosso D-Dur
op.6/1
Sergej Rachmaninow: Konzert für Klavier und Orchester
c-molll op.18
Felix Mendelssohn-Bartholdy: Symphonie Nr. 4 A-Dur op.
90 „Italienische“
Respektable Leistung bei diffiziler Partitur
Plochingen: Kammerorchester zeigt Ergebnis
sorgfältiger Probenarbeit
Obwohl Felix Mendelssohn-Bartholdy die Inspiration zu
seiner 4. Sinfonie A-Dur im Jahr 1830 aus einer Reise durch Italien erhielt,
schuf er darin keine folkloristischen Stimmungsbilder. Die „Italienische“ ist
ein in der klassischen Form vollendetes, romantisches, empfindsames und überaus
melodiöses sinfonisches Werk. Doch gerade durch die filigrane Durchsichtigkeit
des Satzes mit seinen exponierten technischen Anforderungen wird diese Musik zu
einem Prüfstein für jedes Orchester. Um so mehr muss man den Mut bewundern, mit
dem das Kammerorchester Plochingen bei seinem Konzert in der heimischen
Stadthalle an diese diffizile Partitur heranging. Zwar galt es, die eine oder
andere Klippe zu umschiffen, insgesamt hörte man jedoch eine sehr respektable
Leistung mit lichter Klangkultur im Kopfsatz und gesanglichen Linien im Andante.
Dirigent Bertram Schade hielt Bläser und Streicher in ausgewogener Balance und
ließ der Musik im tänzerischen Finale den eleganten Schwung, der sich zu
stürmischem Jubel emporschwang.
Von den vier Klavierkonzerten Sergej Rachmaninows konnte
sich nur das zweite in c-moll durchsetzen. Der polnische Pianist Jaroslaw
Wakarecy, der seit einigen Jahren die Städtische Musikschule in Uhingen leitet,
nahm sich des virtuosen Soloparts dieses gefühlbetonten, eher melancholisch
gefärbten Konzertes an. Er rückte das Schwelgerische in den Vordergrund ohne
jedoch zu sehr zu romantisieren, spielte die Arpeggien im zweiten Satz mit
geschmeidiger Agogik und bewies in den Kadenzen Sinn für Klangmodulationen. Im
Finale hämmerte er das Thema heraus, um dann mit flinken Fingern
halsbrecherische Kaskaden aufblitzen zu lassen. Doch dass Wakarecy bei aller
Virtuosität auch die leisen Töne beherrscht, zeigte die als Zugabe gezauberte
„Träumerei“ von Robert Schumann.
Eingangs spielten die Streicher des Kammerorchesters das
erste der zwölf Concerti grossi op. 6 von Arcangelo Corelli. Der kraftvolle
Tuttiklang, die bestens austarierten Dialoge mit dem Concertino (2 Geigen und
Violoncello) und klare Schattierungen zwischen Hell und Dunkel ließen eine
sorgfältige Probenarbeit nachempfinden.
Esslinger Zeitung, 15. März 2005, Rainer Kellmayer